Down South

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Uiuiui, 6 a.m. ist ganz schön früh. Doch wir müssen zeitig aufstehen, um pünktlich in Paragould zu sein; Michael lässt sich seine Zahnspange nachziehen, Leo spielt derweil mit der XBox im Wartezimmer. Dann gibt’s ganz frische Donuts und Kaffee bei Haywoods zuhause, bevor wir gemeinsam mit TeJuana, Michael und Joseph weiter Richtung Süden fahren. Auf dem Programm steht zunächst das staatliche Crowley’s Ridge Nature Center in Jonesboro. Außergewöhnlich ist, dass hier der Tierschutz und die Jagd gleichermaßen positiv behandelt werden. Im Gebäude gibt es zuerst einen 4D-Film über die Entstehung der Crowley’s Ridge, einer Hügelkette, die sich als geologische Ausnahmeerscheinung (Gletscher, Flüsse, Sedimente und Winderosion sei Dank) in Nord-Süd-Richtung durch Arkansas zieht. In Terrarien und Aquarien finden sich diverse Schlangen, Frösche, Alligatoren und andere Reptilien sowie Fische – allesamt heimisch in unserem Gastgeberstaat. Dazu kommen Dutzende ausgestopfter Tiere. Wir lernen dabei, warum der Dollar den Spitznamen „Buck“ trägt, also die Bezeichnung männlicher Hirsche: Früher wurden hier Hirschhäute als Parallelwährung gehandelt.
Draußen führt ein Holzpfad auf Stelzen durch ein idyllisches Sumpfgebiet, und wenn man genau hinschaut, erkennt man auch kleine Schildkröten im Wasser.
Mittagessen nehmen wir bei Sam’s Club ein. Was klingt wie eine verrauchte Kneipe ist tatsächlich ein gigantischer Discountsupermarkt (erinnert an Metro), für den eine Mitgliedschaft notwendig ist, und der sich vor allem durch die Ausgabe von free samples, Gratisproben frisch zubereiteter Lebensmittel auszeichnet. Es gibt aber auch einen Imbiss, und wir genehmigen uns im Vorgriff auf den teutonischen Nachmittag einen Hot Dog mit Sauerkraut hiesigen Anbaus – siehe www.sauerkraut.com.

Wir holen Valerie aus ihrem Büro in Clarendon ab, dann geht’s vorbei an gigantischen Reistrocknern und -lagern (Arkansas ist der größte Reisproduzent der USA und weltweit auf Platz 3, verrät man uns) und durch Städtchen wie Ulm (das ganze 205 Einwohner zählt) nach Stuttgart, AR, Population 9326. Das Städtchen feiert jährlich im April ein German Heritage Festival, man ist sehr stolz auf die deutschen Vorfahren.

Wir besuchen dort das Museum of the Arkansas Grand Prairie, eine große Sammlung von Traktoren und anderen Farmgeräten, Autos, Miniausgaben von Läden von vor 100 Jahren und vielem anderen mehr. Sogar historische Gebäude wie aus der Serie „Little house on the prairie“ / „Unsere kleine Farm“ wurden vor dem Museum rekonstruiert, sind aber leider schon geschlossen. Das Museum hätte eigentlich um 4 p.m. geschlossen, aber da wir weitgereiste Gäste sind, wird um eine halbe Stunde verlängert.
Valerie zeigt uns den Louisiana Purchase State Park. Ein Holzsteg führt durch einen verwunschen wirkenden Sumpf bis zu einem unscheinbaren Granitdenkmal, das aber einen enorm wichtigen Hintergrund hat: Am Anfang des 19. Jahrhunderts endete das Staatsgebiet der USA am Mississippi, alles westlich davon war französische Kolonie. Da Napoleon in Europa alle Hände voll mit Kriegstreiberei zu tun und leere Kassen zu beklagen hatte, unterbreitete man ihm ein Angebot, das er wohl nicht ablehnen konnte. Die USA erwarben gut 2 Millionen Quadratkilometer „Great Plains“ bis zu den Rocky Mountains zum Spottpreis von 7 Dollar pro km², das wohl größte und günstigste Grundstücksgeschäft aller Zeiten. Und hier, im swamp, hatten die Vermessungsarbeiten im Rahmen der Expeditionen von Lewis & Clarke ihren Ausgangspunkt.
Letzte Station vor dem Dinner ist der „White River“: An einer vor der Strömung geschützten Bootsrampe dürfen die Jungs im Fluss schwimmen.
Bei Valerie zuhause bekommen wir köstlichen Chicken Salad mit Cranberries und Chicken Fries aus TeJuanas Produktion. Ashley und Andy kommen auch vorbei, morgen früh wollen wir gemeinsam zum Diamantenschürfen fahren. Wir quartieren uns also zu acht in Valeries drei Zimmern ein, nur TeJuana macht sich auf den dreistündigen Rückweg in den Norden Arkansas‘.

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