3097 mal gelesen
Ein Problem bei größeren Musiksammlungen sind die verschiedenen Lautstärke-Niveaus, mit denen Musikstücke aufgenommen oder digitalisiert wurden. Man sitzt im Auto, dreht ein leises Stück laut auf, um es besser hören zu können, und der nächste Track sprengt einem fast das Trommelfell.
Zu laut ausgesteuerte Lieder haben auch die unangenehme Eigenschaft des „Clippings“ oder Übersteuerns, das als Kratzen oder Ploppen bei der Wiedergabe auftritt.
Abhilfe für all diese Probleme schafft die schon gut abgehangene, aber immer noch aktuelle Software „mp3gain„. Das kostenlose Programm analysiert in einem ersten Schritt die MP3-Dateien, erkennt die Lautstärke und eventuelles Clipping. Dazu benutzt man nur den Knopf „Track-Analyse“. Wie lange das dauert, hängt sehr von der Leistungsfähigkeit des PCs ab – mein im Jahr 2020 ordentlicher Büro-Desktop mit einem i5-8600, 8 GB RAM, den Daten aber leider auf einer älteren externen Festplatte schaffte etwa 5-6 MB pro Sekunde – was in etwa 1 Stunde Rechenzeit für 20 GB Daten bedeutet. Umkopieren auf eine schnelle interne SSD könnte sich also rentieren.
Während dieses Prozesses wird das Ergebnis der Analyse in der MP3-Datei als „Tag“ gespeichert, die Datei aber noch nicht bearbeitet – das Dateidatum ändert sich aber durch den Tag.
In einem zweiten Schritt stellt man dann einen Zielwert für „normale“ Lautstärke ein. Das Programm bringt den Standardwert von 89,0 dB mit – im Netz habe ich aber gelesen, dass das gerade für tragbare MP3-Player etwas zu leise sein soll. Bei einem Wert von 91,0 dB tritt (zumindest bei meiner Musiksammlung) nur in seltensten Fällen Clipping auf; ich halte 91,0 also für meine Zwecke optimal. Dies sollte man durch Sortieren der Spalte „Clip (Track)“ nach dem Ändern des Werts überprüfen.
Nun drückt man den Knopf „Track-Anpassung“ und überlässt dem Rechner die Arbeit. Dies dauert nochmal ähnlich lang wie die Analyse.
Was passiert dabei? Die Musik selbst wird nicht verändert, aber für jeden „Frame“ der Datei wird ein Lautstärke-Korrekturwert gesetzt. Das Tolle daran ist, dass man diese Korrekturen mit mp3gain selbst einfach wieder rückgängig machen kann – dazu macht man einen Rechtsklick auf die Datei(en) und wählt „Anpassung widerrufen“. So kann man auch im Nachhinein den „Normalwert“ für eine ganze Sammlung neu anpassen. Die Analysedaten bleiben jedoch immer in der Datei erhalten – man kann sie aber, falls wirklich gewünscht, über Rechtsklick und „Tags aus Dateien entfernen“ löschen. (Vorsicht: Wenn man die Tags löscht, nachdem die Dateilautstärke angepasst wurde, kann man die Anpassung nicht mehr rückgängig machen – also lasst die Tags einfach drin!)