Apple oder Android?

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Meine Meinung zu Apple dürfte aus meinen bisherigen Artikeln hinlänglich bekannt sein – um es kurz zu machen, ich mag Apple nicht. Das hat eine ganze Reihe von emotionalen, aber durchaus auch sachlichen Gründen. Da ich immer wieder gefragt werde, warum Android denn nun besser sei, hier der Versuch, zunächst sachlich und kühl die Fakten zu betrachten. Wer möchte, liest dann auch den emotionalen Teil 😉 Ein Hinweis vorweg: Ich schreibe hier primär über Telefone, nicht Tablets, obwohl viele der Argumente für beide Gerätetypen gelten dürften. Stand der Daten ist Herbst 2011.

  1. Die Fakten:
    1. Leistung: Eine Vergleichstabelle beweist, dass das iPhone 4S gegen das Samsung Galaxy S II chancenlos ist.
    2. Preis: Das iPhone ist wesentlich teurer als leistungsmäßig vergleichbare Android-Geräte. Ein iPhone 4S mit 32 GB Speicher kostete Ende Oktober 2011 bei Amazon ca. 799,– €. Das Samsung Galaxy S II dagegen kostet 439,– €, eine 16GB-Speicherkarte (um mit Apples 32GB gleichzuziehen) gerade einmal 14 Euro.
    3. Hardware: Das iPhone kann man nicht zerlegen – zumindest nicht, ohne die Garantie erlöschen zu lassen. Deshalb kann man auch den Speicher des Telefons nicht erweitern oder beliebig austauschen (eine SD-Karte mit Filmen, eine mit Musik) und auch keinen Ersatzakku einsetzen (falls man einmal länger als 24 Stunden keine Möglichkeit zum Aufladen hat, wie z. B. auf einer Bergtour, durchaus relevant). All das ist bei Android-Geräten in der Regel kein Thema: Die Rückabdeckung meines Galaxy kann selbst im laufenden Betrieb abgenommen werden.
    4. Bedienung: Beide Gerätetypen bedienen sich beinahe identisch mit Tippen, Wischen oder „Zwicken“ (Pinch) des Touchdisplays. Ein wesentlicher Unterschied ist die Anzahl der Hardwaretasten: Apples iPhone wird mit nur einer Taste auf der Frontseite bedient, die meist das Startmenü aufruft. Die „Zurück“-Funktion wird meist über einen Druck auf ein Display-Symbol aufgerufen.
      Android ist da wesentlich spendabler: In der Regel sitzen drei oder mehr Tasten auf der Vorderseite des Geräts: Die Mitteltaste funktioniert wie beim iPhone als Startmenütaste, dazu gibt es aber noch eine Zurück- und eine Menütaste, was die Bedienung meines Erachtens wesentlich vereinfacht, ohne das Gerät größer oder unübersichtlicher werden zu lassen.
      Je nach Modell bieten die Apple- und Android-Geräte natürlich noch Seitentasten zum An-und Ausschalten, Lautstärke regeln etc.
    5. Synchronisation: Kontakt- und Kalenderdaten mit dem PC abzugleichen ist eine Standardaufgabe. Android-Handies nutzen dafür vor allem die Google-Dienste Mail und Kalender: Nach dem ersten Start meldet man sich mit seiner Google-Mail-Adresse an und innerhalb weniger Minuten sind alle Kontakte, Kalender etc. mit dem Telefon synchronisiert. Das alles funktioniert OTA, over the air, ohne Kontakt zwischen Rechner und Handy, über das Mobilfunknetz oder WLAN.
      Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, ohne die „Cloud“ zu arbeiten, um der „Datenkrake“ Google seine Geheimnisse vorzuenthalten (um sie postwendend auf Facebook herauszuposaunen?): Dafür liefern die Hersteller ein Synchronisationstool wie z. B. Samsungs „Kies“ mit. Outlook und Co. synchronisieren entweder über Google-Tools in die Cloud und von dort aufs Handy, oder über „Kies“ und co. über (meist standardisierte Micro-) USB-Kabel direkt aufs Smartphone.
      Apple-Nutzer waren bis Oktober 2011 auf eine kabelgestützte Verbindung angewiesen, seitdem ist die iCloud online, die im Prinzip dasselbe bietet wie Google – mit denselben Risiken, die Cloud-Skeptiker bei Google sehen. Auch hier ist ein Arbeiten ohne Cloud möglich; wie erwähnt war das bis vor Kurzem zwangsläufig so. Aktuell (März 2012) herrscht in Sachen Synchronisation Gleichstand.
    6. Software: Erst durch Programme, sogenannte „Apps“, wird das Smartphone wirklich smart. Für Apple gibt es den in den iTunes Store integrierten App Store, Androids Pendant heißt Android Market. Das von Apple entwickelte Konzept beider Läden ist beinahe identisch; sehr viele Apps sind kostenlos oder für ein paar Euro zu haben. Oft gibt es dieselben Apps derselben Entwickler für beide Plattformen. Insgesamt bieten Apple und Android etwa gleich viele Apps an (etwas über einer halben Million im Okt. 2011), jedoch sind nach diesem Bericht die kostenpflichtigen Apps bei Apple im Durchschnitt ca. 30% teurer als bei Android. Zudem sind bei Android ca. 60% der Apps kostenlos, bei Apple nur ca. 29%.
      Der App Store ist bei einem nicht-modifizierten iPhone die einzige Möglichkeit, weitere Funktionen zu installieren. Für Android kann dagegen jeder Benutzer selbst Software schreiben und auf beliebigen Wegen verteilen. Mit wachsendem Marktanteil von Android (s. u.) wächst auch das Angebot an Apps schneller als bei Apple.
    7. Apps auf Nachfolger-Geräten: Jedes Handy wird ersetzt – durchschnittlich in weniger als zwei Jahren. Wer Apps bei Apple gekauft hat, kann sie nur auf Apple-Geräten weiter nutzen. Wem das neue iPhone nicht gefällt, hat keine Wahl. Wer dagegen Android benutzt und Android-Apps gekauft hat, hat eine große Palette an Herstellern und Geräten aller Preis- und Güteklassen zur Auswahl, auf denen seine bisher gekauften Apps laufen.
    8. Navigation: Das Google-basierte Android hat von Haus aus Google Maps und die dazugehörige kostenlose Navigation an Bord, die sogar Satellitenfotos oder Street View einbinden kann. Apple? Fehlanzeige. Telekom-Kunden bekommen zwar eine kostenlose Offline-Navigation im Wert von rund 70 Euro, das Navi ist aber an den Vertrag gebunden.
    9. Sicherheit: Bedauerlicherweise gibt es bereits Viren für Android-Handies, aber auch kostenlose Virenscanner, um die Bedrohung abzuwenden. Auf iPhones wurden dagegen bisher (Okt. 2011) nur dann Viren gefunden, wenn das iPhone mit einem „Jailbreak“ entsperrt wurde – dafür entscheidet sich heute etwa jeder zehnte iPhone-Nutzer (2009 schon 8,43%) aus verschiedensten Gründen. Ganz klar: Entweder, man kann beliebige Software installieren (Android oder Jailbreak), oder man bekommt nur von Apple gefilterte und dadurch sichere Ware. Der Tip für Android: Auf die Kommentare und Bewertungen anderer Nutzer achten, nicht alles installieren, was einem über den Weg läuft, und den AVG-Virenscanner nutzen – der bietet auch andere nützliche Optionen wie z. B. das Sperren des Telefons via Internet, wenn es gestohlen oder verloren wurde. Letztlich macht sich auch Apple schon Gedanken um Viren: Obwohl noch kein Virus für ungecrackte iPhones im Umlauf ist, kann man im App Store schon einen iPhone-Virenscanner kaufen.
      Apples IOS-Betriebssystem ist in Sachen Sicherheit sehr viel schlampiger programmiert als Android: Ab Werk enthielten Apple-Geräte etwa viermal mehr Sicherheitslücken als Android. Den Benutzern des Safari-Browser konnten Hacker beispielsweise mit primitvsten Mitteln gefälschte Web-Adressen unterjubeln.
      Auch in Apples App Store werden Konten durch dubiose „In-App-Käufe“ illegal missbraucht. Die Kunden erhielten bisher zwar immer ihr abgebuchtes Geld zurück, haben aber eine Menge Ärger damit.
    10. Betriebssystem: Im Gegensatz zu Apples iOS ist Android ein freies Betriebssystem. Das bedeutet, dass jeder Telefonhersteller das Betriebssystem kostenlos auf seinen Geräten installieren, für seine Telefone anpassen und weiterentwickeln kann. Das erklärt auch die große Zahl von Herstellern, die – gemeinsam als „Open Handset Alliance“ – Android-Geräte anbieten. Beide Betriebssysteme basieren übrigens auf dem freien Unix.
    11. Verbreitung: Smartphone = iPhone, diese Gleichung hatte sogar ich als Apple-Ächter verinnerlicht. Falsch, ganz falsch: Die Marktanteile zeigen ganz deutlich,  dass Googles Android schon im Jahr 2010 Apple in den Schatten stellte: Verkaufte sich im vierten Quartal 2009 Android mit ca. 8% nur halb so oft wie Apple, hat sich die Statistik zwölf Monate später umgekehrt: Android lag Ende 2010 mit 33% vor Apples 16% und sogar ein bißchen über Nokias bisher unanfechtbarer Spitzenposition. Die aktuellen Zahlen zeigen Android sogar bei 48% Marktanteil, während Apple trotz Zuwachs weit abgeschlagen bei 19% liegt.
      Das sind gute Nachrichten für Android-Nutzer: Als ich Ende 2010 eine neue Stereoanlage kaufte, gab es dafür eine iPhone-, aber keine Android-App. Das hat sich mittlerweile geändert; kluge Entwickler setzen auf Mehrheiten.
  2. Die Emotionen:
    1. Apple erfand mit dem iPhone eine neue Generation von Mobiltelefonen, die das Smartphone aus dem Dunstkreis der Nerds in die echte Welt gebracht haben – meine Mutter möchte nun auch ein Smartphone, halleluja! Deshalb zuvorderst: Ehre, wem Ehre gebührt, für die Grundidee des iPhone verdient Apple Respekt und Anerkennung.
      Dies allein sehe ich aber nicht als Grund, ein iPhone zu kaufen, genauso wie ich nicht zwangsläufig einen Mercedes fahren muss, nur weil die Herren Daimler und Benz das Automobil erfunden haben.
    2. iPhones sind Lifestyle-Produkte, trendy, und ein Hype. Das zeigt sich schon an den Verkaufsstarts: Kommt ein neues iPhone auf den Markt, kampieren die Kunden in Schlafsäcken vor den Apple-Stores, um eines der in (absichtlich?) begrenzter Stückzahl vorhandenen Geräte zu erhaschen. In drei Tagen verkaufte sich das iPhone 4S weltweit vier Millionen mal. Ich bezweifle, dass die Kunden das Gerät haben wollen, weil sie von der Leistung überzeugt sind. Zunächst wurde von diversen Quellen auf das iPhone 5 für Oktober 2011 spekuliert, (zwischen der unspezifisch angekündigten Präsentation, der Kunde soll ja überrascht sein [danke für die Korrektur, Tom], und dem Verkaufsstart vergehen i. d. R. vier Wochen), dann aber wurde Anfang Oktober bekannt gegeben, jetzt gäbe es (doch erst nur) das 4S – auf das 5er muss man wohl bis nächsten Sommer warten. Auch, dass das 4S neben Siri keine bahnbrechenden Veränderungen mitbringt, sondern nur eine etwas schnellere Variante dessen ist, was die meisten Apple-Store-Camper bereits in den Hosentaschen hatten, tat der Begeisterung keinen Abbruch.
      Wenn echte Fans für besondere Konzertkarten oder den neuesten Harry-Potter-Roman auf Gehsteigen übernachtet, finde ich diese Begeisterung originell und liebenswert. Ein Haushaltsgerät wie ein Mobiltelefon auf diese Art zu kaufen finde ich dagegen lächerlich und armselig. Vielleicht sollte ich mal übers Wochenende vor Aldi kampieren, wenn’s am Montag wieder Spargelschäler im Angebot gibt?
    3. Warum sind Apple-Handies denn so cool? Ein Grund dafür ist die „sexy“ Optik, auch wenn das bedeutet, Funktionalität, wie z. B. Displaytasten einzubüßen. Bei technischen Geräten sollte meines Erachtens die Funktion vor der Form kommen – form follows function – wer’s chic und unpraktisch möchte, investiert lieber in Damenschuhe oder Designerlampen.
    4. Die Nutzer wollen das Gefühl haben, mit ihrem Gerät alles machen zu können, was technisch (hardwareseitig) möglich ist. Das erklärt die Begeisterung für den Jailbreak, den (wörtlich übersetzten) Ausbruch aus dem Gefängnis, das iOS darstellt. Android ist kein Gefängnis, sondern (um im Bild zu bleiben) eher eine Hochschule, wo der freie Austausch von Wissen zu einer Verbesserung des ganzen Systems führt. Natürlich führt Freiheit auch immer zu einem Mißbrauch derselben – aber wo leben Sie denn lieber: In einer Demokratie, mit all ihren Fehlern, oder in einem System, in dem der Staat beschließt, was gut für Sie ist? Wie wär’s denn mit Nordkorea? 😉
    5. Apple sieht seine Felle davonschwimmen (siehe oben, Marktanteil) – und reagiert aggressiv wie ein in die Ecke getriebenes Tier auf die Bedrohung der sympathischen grünen Roboter: Die Attacke auf Samsung wegen angeblicher Produktpiraterie und die Erwirkung von Verkaufsverboten spricht Bände. Natürlich haben sich die Android-Entwickler kräftig vom iPhone „inspirieren“ lassen, und natürlich sind Patente wichtig, um geistige Investitionen zu schützen. Andererseits stößt sich Apple offensichtlich nicht an der Software oder der Funktionalität, nein, es ist die Optik: Konkurrierende Telefone oder Pads haben ebenfalls vier Ecken, die sogar noch abgerundet sind, und ein durchsichtiges Display mit farbigen Symbolen – da sei der Kunde so verwirrt, dass er gar nicht mehr wisse, was er da kauft. Angeblich habe Apple sogar Beweise gefälscht, um gegen Samsung vor Gericht Erfolg zu haben.
      Apples PR-Abteilung hat diese Attacken gegen die Konkurrenz wohl verschlafen – denn nichts ist unpopulärer als ein (vermeintlicher) Riese, der – trotz bisher 146 Millionen verkauften iPhones – den „Hals nicht voll kriegt“, sich vor Gericht über die offenbar technisch (oder optisch?) überlegene Konkurrenz ausweint, und auch noch – mittels Verkaufsverbot für Samsung – Recht bekommt. Samsung darf sich freuen, dass der inoffizielle Slogan für ihr Pad – „Samsung: Verboten gut“ – bei Google 474.000 mal gefunden wird.

Ich fasse zusammen:

  • Wer einen Kultgegenstand, ein Lifestyle-Accessoire sucht, das für viel Geld weniger leistet, unflexibel und an den Hersteller gebunden ist, wird mit einem iPhone sicher glücklich.
  • Wer das beste Smartphone möchte, greift zu einem qualitativ hochwertigen Android-Gerät wie z. B. dem Samsung Galaxy S II .

Auf Ergänzungen oder Ihre Meinung freue ich mich – schreiben Sie doch einen Kommentar!

2 Replies to “Apple oder Android?”

  1. Man man man. Schlechter kann man wirklich nich urteilen und schreiben. Keine Fakten, nur subjektives bla bla. Schlecht recherchiert. Wenn man davon überhaupt sprechen kann. Und die Rechtschreibfehler setzen diesem Müll die Krone auf. Und weg.

    1. Ein wunderschöner Flame! Na dann wollen wir mal sehen:
      1. „Keine Fakten“: Ich nenne elf Fakten. Die Überschrift des ersten Teils heißt „Fakten“. Ich datiere die Fakten auch. Wo liegt das Problem?
      2. „Subjektives bla bla“: Ja, im zweiten Teil. Das kündige ich auch in der Einleitung an. Doch nur, weil meine Meinung nicht jedem gefällt, ist sie kein „Blabla“.
      3. „Schlecht recherchiert.“ Was nun, schlecht oder gar nicht? Siehe 1.
      4. Rechtschreibfehler? Ich bitte ALLE Fehler zu nennen, der Reihe nach. Ich bessere sie dann gerne aus. Wir fangen mal bei Negreujs Kommentar an:
      a) „Man man man.“ => „Mann, Mann, Mann.“
      b) „nich“ => nicht
      c) „bla bla“ => Hier nominal verwendet, also groß zu schreiben: Blabla.
      Nebenbei bemerkt sollten Sätze im Deutschen in der Regel ein Subjekt und ein Verb enthalten.
      5. Müll? Finde ich nicht, aber jeder hat ein Recht auf seine eigene Meinung, sogar Menschen, die Kritik an ihrem Lifestylespielzeug nicht vertragen (denn das ist hier scheinbar der Auslöser: „…schlechter kann man nicht urteilen“). In diesem Sinne habe ich den Kommentar von Negreuj auch nicht gelöscht, sondern kommentiert. Ich würde mich freuen, wenn mir der Autor noch einmal etwas ausführlicher antwortet und mir dabei vielleicht auch gleich zeigt, wie denn nun sorgfältige und faktenbasierte Recherche funktioniert.
      6. „Und weg.“ Ein rhetorisch beeindruckendes Meisterwerk. Beati pauperes spiritu.

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