Auf iTunes umsteigen

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Eine wichtige Sache vorweg: Apple mag ich nicht. Die Produkte sind in erster Linie sehr hübsch, die Funktionalität darf da gerne zurückstehen. Der Konzern baut Quasi-Monopole auf, die Microsoft wie einen Waisenknaben erscheinen lassen. Und das IPhone hat erst spät in der dritten Generation (3GS) „copy & paste“ gelernt – das konnten Betriebssysteme schon seit den 80er Jahren, wenn nicht sogar schon früher! Kleiner Tipp nebenbei: Wer ein Handy à la IPhone sucht, das einen Bruchteil des Originals kostet, wird sicher mit einem Android-Gerät glücklich!

Wegen Apples Quasi-Monopolstellung im Bereich MP3-Player ist meine neue Stereoanlage nun in der Lage, iPods und ähnliches bequem zu steuern, und ich habe so die Möglichkeit, meine ganze Musiksammlung auf nur einem (zugegeben sehr praktischen) Gerät – dem iPod Classic 160 GB – zu speichern, anzuhören und mitzunehmen.

Das bedeutet nun aber auch, dass ich auf iTunes umsteigen muss (der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass man iPods auch ohne iTunes befüllen kann, darin sehe ich aber keinen großen Sinn). ITunes ist ein sehr apple-typisches Programm: Hübsch, sehr effizient, wenn’s mal läuft, aber bis dahin kann der Weg durchaus steinig sein, wenn man nicht seine Musik komplett im iTunes Store kaufen oder all seine CDs nochmal digitalisieren möchte – denn natürlich habe ich seit nun schon über zehn Jahren meine Musik im MP3-Format archiviert.

Die Frage lautet nun also: Wie importiere ich eine bestehende MP3-Sammlung in iTunes?

  1. Legen Sie ein Backup Ihrer MP3-Sammlung z.B. auf einer externen Festplatte an und legen Sie diese beiseite. Hoffen wir mal, dass Sie sie nicht brauchen…
  2. iTunes herunterladen, installieren und starten;
  3. einen iTunes-Store-Account anlegen – denn nur so lädt iTunes die CD-Cover herunter.
    Hier gibt es einen offiziellen Trick, um keine Kreditkartendaten angeben zu müssen.
  4. im Menü „Bearbeiten“ – „Einstellungen“ – „Erweitert“ den Speicherort von iTunes Media notieren und das Programm gleich wieder beenden. Tip: Auch wenn die Datenbank später auf einer NAS oder sonst irgendwo im Netzwerk liegen soll, sollte der Erstimport auf dem lokalen PC gemacht werden; die Datenbank kann am Ende ganz einfach verschoben werden.
  5. Den Speicherort als ZIP-Datei sichern – es macht immer Sinn, ein Backup der leeren Datenbank zu haben, denn beim Import wird es sicher zu Problemen kommen, und man beginnt von vorne.
  6. Die MP3s vorbereiten:
    ITunes katalogisiert die MP3-Dateien nach den Angaben im ID3-Tag, der in die Datei eingebetteten Information über Titel, Band/Künstler/Interpret, Album usw. enthält. Der Dateiname spielt keine Rolle. Je nachdem, wie ordentlich Ihre MP3s bereits getaggt sind, wartet nun einiges an Arbeit auf Sie:
    Hinweis an dieser Stelle: Mit MusicBrainz Picard ist noch wesentlich mehr möglich!

    1. Installieren Sie zunächst das Programm mp3tag. Die Software ist sehr mächtig; der Umgang damit will auch erst gelernt werden. Sollte beim Taggen etwas schiefgehen, haben Sie ja noch Ihr Backup (siehe 1.!) – oder…?
    2. Öffnen Sie Ihre Sammlung (Datei – Verzeichnis wechseln). Tip: Üben Sie zunächst mit einigen ausgesuchten Alben verschiedener Künstler, die Sie für diesen Zweck in einen Übungsordner zusammenkopieren.
    3. Passen Sie nun die angezeigten Spalten an: Rechtsklick auf eine Spaltenüberschrift -> „Spalten…“; Sie sollten (mindestens) folgende Spalten sehen:
      Dateiname, Pfad, Titel, Interpret, Album-Interpret, Album, Track, Genre.
      Nun müssen Sie eine zusätzliche Spalte (die iTunes für Compilations = Sampler = Mix-CDs braucht) hinzufügen: Klicken Sie auf „Neu“ und geben Sie folgendes ein:
      Name: Compilation
      Wert: %COMPILATION%
      Feld: %COMPILATION%
      Sortieren nach: (leer lassen)
      Numerisch: Haken setzen
      Natürlich sollten Sie die Spalte „Compilation“ in der Liste links auch anhaken. Beenden Sie die Spaltenanpassung mit „OK“.
    4. Nun sollten Sie das Feld „Compilation“ noch im sog. Tag-Panel auf der linken Seite anzeigen: Extras – Optionen – Tag-Panel: Auf das Sternchen-Symbol neben der Liste klicken, Feld „COMPILATION“, Name „Compilation“, „mehrzeilig“ nicht anhaken; mit OK beenden. Das Feld „Compilation“ erscheint nun links unten.
    5. Jetzt kann das Taggen losgehen: Beginnen wir mit einer „normalen CD“, also einem Album eines Künstlers / einer Band; nehmen wir z. B. das Album „Help“ von den Beatles:
      1. Markieren Sie alle Dateien, die zum Album gehören. Weisen Sie allen Titeln als Interpret und Album-Artist „The Beatles“ zu. Der „Album-Artist“ ist in iTunes übrigens wesentlich wichtiger für die Sortierung als der Interpret! (s. u.)
      2. Das Album ist „Help“.
      3. Bei „Titel“ und „Track“ wählen Sie erst einmal „< beibehalten >“ aus.
      4. Wenn Sie möchten, schlagen Sie in der Wikipedia noch das Erscheinungsjahr nach: Diese Art von Tag ist nicht unbedingt notwendig, hilft aber, wenn Sie später einmal eine Playlist „Musik der 60er Jahre“ erstellen wollen.
      5. Wesentlich wichtiger ist das Genre, das ganz von Ihrem Musikgeschmack abhängt: Klassik-Fans werden hier z. B. zwischen Barock, Renaissance oder Wiener Klassik unterscheiden; wer nur ab und zu klassische Musik hört, wird hier nur „Klassisch“ eingeben. Man sollte die Genres möglichst sinnvoll für den eigenen Geschmack einteilen: Nicht zu viele, nicht zu wenige. Die Namen kann man hier völlig frei wählen, auch wenn schon gewisse Standards (Pop, Rock, Jazz…) vorgegeben sind.
      6. Alle anderen Felder dürfen unverändert bleiben.

      Nun noch STRG + S drücken, um die Veränderungen zu speichern. Jetzt ist diese CD perfekt getaggt.
      Natürlich bietet die Software auch die Möglichkeit, Informationen aus dem Dateinamen zu übernehmen oder dorthin zu speichern (Menü „Konverter“). Ebenso können Informationen aus vielen Quellen im Internet geholt werden (Menü „Tag-Quellen“). Lassen Sie sich etwas Zeit, um ausgiebig zu testen: Je größer Ihre MP3-Sammlung, desto mehr Zeit können Sie mit der richtigen Tagging-Technik sparen!

    6. Nun zu den Compilations, oder Samplern, also CDs, auf denen Musik verschiedener Künstler zusammengestellt wurde: Nehmen wir zum Beispiel die Compilation „Just the Best – 80er„. Dieser Name wäre bei „Album-Artist“ einzutragen; der „Artist“ ist ja bei jedem Lied ein anderer.
      Zudem muss im Feld „Compilation“ der Wert „1“ eingetragen werden – sonst würden die Lieder nicht zusammengestellt bleiben, sondern den jeweiligen Künstlern zugeschlagen werden.
    7. Hörbücher stellen leider ein Problem dar (zumindest für den IPod Classic, Stand der Information Januar 2011; ein Freund meinte, sein IPhone käme mit Audiobooks gut zurecht): Auf dem iPod gibt es eine Rubrik „Hörbücher“, ebenso natürlich im iTunes. Dort kann man auch wunderbar MP3-Hörbücher importieren, unter Informationen – Optionen als Medientyp Hörbuch kennzeichnen und gruppieren. Wenn man die Hörbücher dann aber auf den iPod überträgt, werden alle Tracks aller Bücher (!!!) gnadenlos alphabetisch sortiert – eine normale Wiedergabe ist völlig ausgeschlossen. Ist der Ärger vielleicht beabsichtigt, um Kunden zum Audiobook-Kauf  in den iTunes-Store zu locken?
      Es gibt dennoch zwei Möglichkeiten, Audiobooks zu nutzen:

      1. Workaround: Man behandelt Hörbücher wie normale CD-Alben, legt ein entsprechendes Genre an und lässt die Tracks bei zufälliger Wiedergabe überspringen.
      2. Umwandlung: Man wandelt die MP3s in das Apple-taugliche Hörbuchformat m4b um – das geht mit der Software „MP3 to iPod Audio Book Converter“ (direkter Download) und dauert ca. 5-10 Minuten pro CD. Beim Einlesen der MP3-Dateien muss man höllisch genau auf die Reihenfolge achten, sonst kommt der letzte Track zuerst dran!
        Die Converter-Software ist für einzelne Hörbücher völlig in Ordnung, für den Import größerer Mengen verflucht man Apple für den fehlenden Komfort.
  7. Das Taggen ist nun abgeschlossen; mp3tag kann geschlossen werden.
  8. Ganz wichtig: Löschen Sie jetzt im Windows-Explorer eventuell vorhandene M3U-Playlisten (oder benennen Sie diese um in .m3u.txt) – sonst werden alle Tracks doppelt importiert!
  9. iTunes wieder starten; jetzt kann der Import losgehen: Ziehen Sie Ihre MP3-Sammlung in das iTunes-Fenster – der Import startet automatisch. Überprüfen Sie unbedingt, ob alles Ihren Vorstellungen entspricht. Wenn nicht: iTunes schließen, Datenbank löschen und nochmal von vorne!
  10. Feintuning:
    1. Zu MP3s, die man nicht unbedingt zufällig hören möchte – Audiobooks oder Kinderlieder nerven bei der zufälligen Wiedergabe. In iTunes auf ein Lied, einen Interpreten, eine CD oder ein ganzes Genre rechtsklicken und „Informationen“ wählen. In der Registerkarte „Optionen“ lässt sich dann so einiges einstellen:
      Wählen Sie „Bei zufälliger Wiedergabe überspringen: Ja“, und achten Sie darauf, dass ggf. der Haken vor der Zeile gesetzt ist. Nun haben Sie Ruhe vor ungewünschten Tracks.
    2. Nutzen Sie das Sternchen-Bewertungssystem: Geben Sie Ihren Lieblingstiteln bis zu fünf Sterne – je mehr, desto besser gefällt das Lied (logisch). Sie können dann Lieblingslieder-Wiedergabelisten zusammenstellen. Die Bewertung findet man auf der „Info“-Seite unten rechts.
  11. Endlich fertig! Wenn Ihre Datenbank Ihren Wünschen entspricht, sollten Sie eine Sicherheitskopie der Sammlung anlegen (am besten automatisch, z. B. mit BartBackup).
  12. Nun können Sie endlich Ihren IPod anschließen und ihn mit Ihrer Musik füllen.
  13. Wenn Sie die iTunes-Datenbank nun auf eine NAS stellen, können Sie von jedem Rechner im Haus aus auf die Sammlung zugreifen – aber bitte nur ein Nutzer gleichzeitig!
    Eine andere (z. b. umkopierte) Datenbank kann man auswählen, indem man während des Startens von iTunes die Hochstelltaste gedrückt hält und dann „Mediathek wählen…“ anklickt.

Viel Erfolg! 🙂

MP3 to iPod Audio Book Converter

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