Liberty

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Schon im Winter habe ich ganz spezielle Eintrittskarten für die Freiheitsstatue reserviert: Crown Tickets, die nur ganz wenigen Besuchern den Blick aus der Krone von Lady Liberty gestattet. Deshalb machen wir uns zeitig auf den Weg, das Frühstück gibts to go bei Dunkin‘ Donuts. Im Battery Park angekommen weist uns die Dame am Ticketschalter  freundlicherweise darauf hin, dass wir an der Statue „Photo ID“ brauchen – aarrghh! Die Pässe liegen im Hotel! Gottlob sind die Tickets nicht präzise getimed; ich mache mich, von meiner üblichen Ausrüstung (Nikon 7100 mit Vertikalgriff, Fotoweste mit kiloweise Glas und Akkus, Rucksack mit Wasserflaschen und Snacks – ich schau aus wie ein GI in bunt) erleichtert, auf den Weg, die Papiere zu holen. Sowas Dummes, dabei wissen wir doch noch vom letzten Mal, dass an der Statue geradezu paranoide Sicherheitskontrollen erfolgen.
Selbst die Express-Subway braucht 20 Minuten für die 42 Straßen. Dann im Laufschritt von Grand Central an die 1. Avenue, rauf in den 37. Stock, Pässe, „französische Dusche“ und frisches T-Shirt einpacken, und wieder zurück. Gut, dass ich mich hier schon auskenne wie in meiner Hosentasche. Meine Unterschenkel brennen, aber den Füßen geht’s prima, die Geox-Schuhe sind superbequem, auch wenn sie mittlerweile ein Quietschen entwickelt haben, das an Thaddäus Tentakel aus den Spongebob-Cartoons erinnern.
Eine knappe Stunde später treffe ich meine Lieben wieder. Die haben sich inzwischen am südlichen Ende Manhattans im Battery Park umgesehen, dort die am Ground Zero nur leicht beschädigte Kugel, sowie unterschiedliche Wasserfahrzeuge (Segelboote, Kanus und Jetskis) vor der Statue of Liberty gesehen und fotografiert. Leo hat sich mittlerweile in Fort Clinton (mit kleinen Hilfen seiner Mama) sein zweites Junior Ranger Abzeichen verdient (das erste gab’s in Hot Springs), alle sind bester Laune.
Wir werden doppelt gefilzt, dann ist es soweit: Unter den neidischen Blicken tausender Besucher (hier ist heute die Hölle los, man sieht neben amerikanischen Touristen vor allem indische, arabische und koreanische Gesichter sowie sehr viele Lateinamerikaner; nur sehr selten europäische Stimmen) erklimmen wir die extrem schmale und steile Wendeltreppe bis in den Kopf der 129 Jahre alten Dame. Zurecht ist dieser Ort UNESCO-Weltkulturerbe. Das Museum ist toll gestaltet, es gibt auch den Kinder-Audioguide auf deutsch.
Wir gönnen uns ein recht spätes Sushi-Mittagessen und fahren Richtung Manhattan zurück. Leo möchte unbedingt noch im Weltkugelbrunnen in Queens baden. Die Linie 7 ist gesteckt voll, füllt sich aber immer weiter. Heute findet Tennis (US Open) und Baseball (Mets) statt. In Queens fährt die Subway oberirdisch, und die Architektur ändert sich mit jeder Meile, von Hochhäusern zu Ziegelbauten, zu Clapboard-Häusern wie auf dem flachen Land.
Nach dem Aussteigen bekommen wir eine Fahrt in einer Fahrradrikscha spendiert, und Leo juchzt die ganze Fahrt über.
Der Unisphere-Brunnen wird leider streng bewacht, Baden verboten, Leo schleicht sich trotzdem kurz unter die zig Meter hohen Fontänen. Dann gibts Softeis, und wir ziehen weiter zum Essen. Vom letzten Besuch her kennen wir noch Kane’s Diner, einen wunderbar altmodischen Schuppen, der uns mit Steak, Ei, Mozzarellasticks und Buffalo Wings vollstopft. Das Bud vom Fass wird in tiefgefrorenen Gläsern serviert und bildet selbst eine dünne Eisschicht – herrlich!
Für die Rückfahrt laufen wir zur Flushing Main Street Station – große Überraschung, das echte China- bzw. Asiatown ist nicht Manhattan, sondern hier! Nicht-Asiaten sind hier eine Seltenheit, lateinische Schriftzeichen auch. Leo sucht in der New World Mall einen Restroom auf, auch hier nur Fernost, wohin man blickt.
Auf der Heimfahrt werden alle Passagiere in der Queenser 74th Street aus dem Zug geworfen, Begründung unklar. Der Zug fährt leer weiter, wir fahren mit dem nächsten heim und spazieren von der Grand Central ins Hotel.

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