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Der Big Apple treibt mich zwei Stunden vor Frau und Kind aus dem Bett, ich plane unseren bisher noch freien Tag, der unter dem Motto „Mal was anderes“ stehen soll. Trotzdem beginnen wir mit einem Must, nämlich dem Central Park. Baedeker empfiehlt einen Rundgang in etwa der Mitte der gewaltigen Grünfläche; den Park zu Fuß komplett zu begehen ist völlig illusorisch, gerade noch mit einem Sechsjährigen. Also fahren wir mit der Subway zur 72. Straße Westside und wandern durch das überraschend hügelige Terrain. Unterhalb des Central Parks wurde Manhattan quasi flächig eingeebnet, selbst kurze Anstiege überraschen hier. Die Tour beginnt in den „Strawberry Fields“, die Yoko Ono zusammen mit einem geschmackvollen Mosaik („Imagine“) gespendet hat; John Lennon und sie wohnten gleich um die Ecke.
Hinter dem Bethesda Fountain wartet eine Truppe schwarzer Turner („here you see something special: A black guy running very quickly without police following him“) mit einer guten Show auf; die Jungs antworten immer wieder synchron im Chor, wie üblich werden die Leute durch den Kakao gezogen. Höhepunkt ist ein Saltosprung über den Rücken von etwa sechs „Freiwilligen“. Mein Foto gelingt so gut, dass die Truppe es unbedingt haben möchte, ich bekomme ihre Visitenkarte.
Mit dem Bus fahren wir ins Herz von Harlem, in Google Maps habe ich den Shrine Jazzclub ausgegraben, wo es ab sechs Uhr Livemusik gibt. Da auch Essen serviert wird, ist Leo herzlich willkommen. Leo bekommt ein kross gegrilltes Käse-Oliven-Sandwich mit einem Berg Salat, den er begeistert verputzt (rohes Grünzeug ist in den USA immer noch recht unüblich). Da auch ich Lust auf Vitamine habe, bestelle ich einen Salat mit jungem Spinat, karamelisierten Walnüssen, Gorgonzola und roter Bete – ein gewaltiger Berg Frische, kommt wie gerufen. Anke schnorrt bei Leo. Das Bier ist ebenfalls hervorragend, und das dreiköpfige Alex Bryson Quartet (!) ist einfach klasse. Über einen Apfelkuchen ziehen wir das Dinner in die Länge, um noch den Haupt-Act, Lady E & Blacque Diamond – Old School R&B zu hören. Die Lady sitzt vorher am Nebentisch, plaudert nett mit mir, hat es aber gesanglich nicht ganz so gut drauf wie ihre Background-Sänger oder ihre Vorgruppe. Trotzdem ein gewaltiger Eindruck, aber Leo ist müde, und wir müssen heim. Unsere Sieben-Tages-Karte für die U-Bahn rentiert sich gewaltig.