Daten retten

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Ganz verzweifelt steht die Kollegin vor mir: Ihr Laptop will nicht mehr starten, und all ihre Daten sind da drauf. Eine Standardsituation: Die Festplatte hatte nur eine Partition (C:), Windows und die persönlichen Daten liegen miteinander auf C:, und eine Neuinstallation würde sämtliche Daten vernichten. Was tun?

  1. Daten retten. Wir gehen davon aus, dass alle „normalen“ Rettungsversuche (abgesicherter Modus etc.) fehlgeschlagen sind und drastische Maßnahmen wie eine Neuinstallation unumgänglich erscheinen.
    1. Zunächst muss vorsichtig die Ausgangssituation ermittelt werden: Hat der PC bereits mehrere Partitionen? Wie voll ist die Festplatte? Hat der PC ein CD/DVD-Laufwerk (bei vielen kleineren Laptops i. d. R. nicht der Fall)? Soll der alte PC überhaupt noch weiter genutzt werden? Habe ich Original-CDs für die Neuinstallation?
      Je nachdem, wie diese Fragen beantwortet werden, muss nun zuerst Hardware besorgt werden: Externe Festplatten, wenn zuwenig Platz vorhanden ist, ein USB-DVD-Laufwerk, falls der Rechner selbst keines besitzt.
    2. Zugang zu den Daten verschaffen:
      Das geht auf zwei Arten – den defekten PC mit einem „Live-System“ von CD/DVD starten oder (siehe unten) die Festplatte aus dem PC ausbauen.
      Zunächst die „non-invasive“ Technik: Man brennt sich eine Windows- oder Linux-Live-CD und startet den Rechner damit.

      • Wenn man sich die Partitionierung des Rechners ansehen oder sie verändern möchte (z. B. um eine neue Partition für die geretteten Daten anlegen), nutzt man zuerst den Gnome Partition Editor (GPartEd).
      • Die bequemste Zugriffsmethode ist über ein Windows-Live-System; ich empfehle dafür Windows PE. Aus offensichtlichen Lizenzgründen muss man sich die Live-CD selbst erstellen und dabei seine eigene legale Windows-CD als Quelle verwenden.
      • Ohne Eigenbau-CD startet der Rechner mit einem Live-Linux-System wie Knoppix, wenn man sich den Umgang damit zutraut – es ist einfacher, als es anfänglich erscheint. Besonders in fremden Systemen gilt aber die Grundregel: Denken vor dem Klicken!

      Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, den PC oder Laptop einfach zu zerlegen, die Festplatte auszubauen und in einem externen Gehäuse (auf die richtigen Anschlüsse und Größe achten!) oder mittels eines simplen USB-Kabels an einen intakten PC anzuschließen. Das lohnt sich vor allem, wenn der alte Rechner gar nicht mehr genutzt werden oder die alte Festplatte ausgetauscht soll. Bei all diesen Arbeiten gilt aber:

      • Stromlos arbeiten!
      • HDD-Festplatten sind erschütterungsempfindlich!
      • Die Anschlüsse für Strom und Daten bei 2,5″-IDE-Festplatten (= sehr alte Notebooks, gibt es heute eigentlich nicht mehr) können sehr leicht verwechselt werden – Vorsicht!
      • Wenn die Platte nur provisorisch angeschlossen wird, unbedingt Kurzschlüsse durch Kontakt mit Metallgegenständen oder Flüssigkeiten vermeiden! Ein einfacher Briefumschlag schützt.
      • Bei Youtube Ihr Notebook mit den Stichworten HDD Removal oder HDD Upgrade suchen – so fällt das Zerlegen leichter!
    3. Beim Datensichern gilt: Besser zuviel als zuwenig – gelöscht werden kann danach immer noch. Auf ein paar Ordner und Dateien können Sie aber getrost verzichten: Pagefile.sys ist die virtuelle Auslagerungsdatei, deren Inhalt völlig unwichtig ist, Hiberfil.sys ist die Datei für den Ruhezustand; auch die kann gelöscht werden; „System Volume Information“ bringt ebenfalls nichts. Der Ordner „Recycler“ dagegen ist der Papierkorb, worin sich noch wichtige Dokumente befinden könnten.
      Bedenken Sie immer: Die Dateien könnten mit Viren verseucht sein; ein Scan mit einem Antiviren-Live-System vor der Neuinstallation ist immer angebracht!
  2. Windows sauber neu installieren.
  3. Dem Problem in der Zukunft vorbeugen: Die Platte muss partitioniert (falls oben noch nicht geschehen), und die Benutzerprofile auf D: angelegt werden.

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